Wer war MALTIZ?

von

Astrid Bach-Staap und
Arnulf F. Staap

 

auch veröffentlicht in
Heimatkundeverein Warndt
http://www.warndtheimat.de/hk-maltitz.htm

  „Du scheeler Maldix“ (Schimpfname im Köllertal)

Der historische Maltiz

 Der historische „MALTIZ“ war Georg Wilhelm von Maldiss, geboren am 16. Dezember 1705, gestorben am 11. März 1760, aus einem sächsischen Uradel entstammend. Er war ab 1741 Oberjägermeister des Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau und in diesem Amt Ausrichter der großen Treibjagden. Eer verstarb  im Alter von 54 Jahren und 3 Monaten. Seine Beisetzung hat am 15. März 1760 „um Mitternacht, gleich nach 12 Uhr„in ansehnlichem Leichenkondukt“ über die einsame Landstraße zur Stiftskirche in St. Arnual „unter sehr ehrender Leichenpredigt“ bei gespenstiger Fackelbeleuchtung seines untergebenen Forstpersonals stattgefunden. Seine Grabstätte ist heute nicht mehr feststellbar. Zu seinen Lebzeiten war er wohnhaft in der Wilhelm-Heinrich-Straße (dem späteren Palais Dhaun). Er zog 1866 vom alten Schloß in Püttlingen nach dem in Ruinen liegenden Jagdsitz Philippsborn, dem Neuhaus.

„Der wilde Jäger“ – eine saarländische Figur

 

 

Die Sagengestalt des „wilden Jägers“ erscheint begleitet von einem Gespensterheer, das im Brausen des Sturmwindes unter ungeheurem Tosen, mit Hallo und Jagdrufen, unter Hundegebell und Hörnerklang durch die Luft zieht, angeführt vom „wilden Jäger“, der zur Strafe für seine Untaten dazu verdammt ist.  Das Heer ist  ein Gespensterheer, ein wildes Nachtgejagd oder ein Totenheer. Der wilde Jäger ist der Anführer des Geisterheeres (= ein verdammter Toter). Das Auftreten erfolgt immer mit ungeheurem Lärm (Peitschenknallen, Hundegebell, Jagdrufe, Schüsse) in stürmischen Nächten, er gilt als Verursacher von Sturm, Wind und Wetter.

 

Maltiz kann auch eine Erscheinung der freien Natur, des heulenden Sturmes oder  des sich im Winde biegenden Waldes sein. Er wird auch als Hüter des Waldes beschrieben. 

 

Sein Name variiert gelegentlich (Maldiß, Maldix, Maldit, Baldix, maudit, maldit (= der Verfluchte) , Förster Barthel u.a.). Der wilde Jäger (der ewige Jäger, der Proforschjäger, der grüne Jäger) erscheint auch als Förster Kötz, Förster Klötz, Klötzemann (nördliches Saarland, „Klötzewald“), als Rixius Varus (Tholey, Varuswald) oder  als Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken. 

 

Es gibt aber stets einen Bezug auf das Nassau-saarbrückische Fürstenhaus, Maltiz-Sagen gibt es nur in deren Herrschaftsgebiet. Die Sagengestalt ist somit eine wirkliche Eigentümlichkeit des Saarlandes, nirgendwo sonst in Deutschland gibt es eine gleiche Figur. Im Raum zwischen Saar, Blies und Prims gibt es  24 Sagen vom wilden Jäger und 8 Sagen vom Maltiz. 

 

Die Begegnungen finden in den unaufgeschlossenen Waldgebieten des Saarlandes des 19. Jh. oder wilden unwegsamen Gegenden, in ausgedehnten Wäldern und Bergzügen statt, aber auch in Kohlegruben untertage.

 

Vom Warndt ist nur die Sage vom Wallerbrünnchen bei Klarenthal überliefert.

 Maltiz erscheint fahrend, reitend, jagend, bei der Proforschjagd, mit einem Jagdzug oder  Jagdgefolge umgeben von einem Troß Reisiger, begleitet von seinen Hunden und allerlei Gevögel, auf dem Pferd oder dem Eber reitend, mit Kutsche oder Wagen. Das Gespensterheer besteht auch aus Gefolge und Dienerschaft. Maltiz selbst schwingt einen Speer, einen Hammer, knallt mit der Pistole in die Luft oder trägt seinen Kopf unterm Arm.

 

 Er wird beobachtet bei dem Tränken der Tiere (Hund / Pferd), zeigt sich nächtlichen Wanderen oder  flucht gotteslästerlich.

 

 Seine Hände und Gesicht werden glühend wie Schmiedeeisen beschrieben. Mal wird er gesehen in Begleitung von 2 Jagdhunden mit Pfeil und Bogen und funkensprühenden Kleidern, mal eine feurige Kette schleppend oder als langer, hagerer, steinalter Förster. Er erscheint als stattlicher Mann in grüner Försteruniform mit Knotenstock und schwerer Büchse, auf dem Felse hockend wehmütig ins Tal blickend. Man kennt ihn auch Purzelbaum schlagend oder im Wasser der Prims und lachend, mal ist er auch lautlos. Meist ist er in eine sattgrüne Förstertracht gekleidet, das Gewehr umhängend, das Stoßmesser am Gurt und er hat einen  langen Bart.

 

 „Aus seinem bartlosen, fahlgrauen Gesicht blitzen zwei funkelnde Augen, seine Kopfbedeckung ist ein etwas niedriger runder Hut, auf der rechten Seite aufgekrämpt, und an dieser Krämpe stecken einige Federn wilder Vögel. Ein Überrock von grauem Wolltuch mit grünem Kragen und Aufschlägen, gelben, mit Jagdfiguren verzierten Knöpfen, eine dunkelgrüne Weste mit einer Reihe gelber gleichfalls so verzierter Knöpfe, die geschlossen ist, bis an die schwarze Halsbinde, graue Wolltuchhosen und bis über die Knie ragende schwarze, plumpe Lederstiefel schließen die hagere, aber kräftig aussehende Gestalt dieses Jägers ein, der auf der linken Seite einen Jagdsack, sogenannten Büchsenranzen, und unter diesem einen Hirschfänger trägt, und auf der rechten Schulter nachlässig eine schwere Büchse hängen hat.“

 

Warum ist Maltiz verflucht?

Maltiz ist verflucht im Sinne einer sozialen und moralischen Gerechtigkeit, als Schuld und Sühne oder Strafe für sonntägliche Jagd oder Jagd am Karfreitag. Er hat auf dem Kirchgang befindliche Bauern zu Treiberdiensten gezwungen. Er ist ihnen bei Treibjagden in Härte und Strenge begegnet, hat ihre Feldfrüchte vernichtet und hat auch Tiere zu Tode gehetzt.

Sein Charakter ist gekennzeichnet als teuflisches Wesen ohne Erlösung, als eine absolut bösartige Gestalt, vor der man sich hüten muß. Sie ist auf ewig verdammt, erschrickt Wanderer oder wirkt als Plagegeist.

 

Redensarten

Noch heute gibt es gelegentlich Redensarten wie

  • „Du scheeler Maldix“ (Schimpfname im Köllertal)

  • „Der Maltitz, der ewig Jär, do owwen am Wald huckt’r“

  • „Da Maldix, heerscht’n? Dat loo gifft en gutt Johr!“ (Maldix als Vegetationsdämon)

  • „Wallerbrinnche, Sauf, mei Hinnche, Hu, Hu, Hu“ zur Vertreibung

  • „Owei, der Malditz kommt“ zum Kindererschrecken

Quellen

1900, Saarlouis, „Sagen und Geschichten des Saartales“ von Heinrich Nießen

1904, Trier, „Ausgewählte Geschichten und Sagen von der Saar“ von A. Görgen

1919, Saarbrücken, „Die Sagen des Saarbrücker und Birkenfelder Landes“ von Karl Lohmeyer

1935, Saarbrücken, „Die Sagen von der Saar, Blies, Nahe vom Hunsrück, Soon- und Hochwald“ von Karl Lohmeyer

1957, Saarbrücken, „Die saarländischen Sagen vom wilden Jäger“ von Hermann Hild

1998, Völklingen, „Wald-Gedanken“ Hrsg. MALTIZ Naturerfahrung & Waldpädagogik e.V

 

Geburtsurkunde

 

Eintragung der Geburt des Georg Wilhelm v. Maldiß in der Maltitz’schen Familienbibel