Nach Mitternacht beerdigt
 

Saarbrücker Zeitung vom 01.07.2000

VÖLKLINGEN
 

 

Er ist lange tot, die Legende vom wilden Jäger Maltiz
lebt aber noch im Köllertal - Das ist auch Heimatkundlern zu verdanken


 

Wenn die Mutter mit dem Jäger Maltiz drohte, wurde so
manches Kind in Köllertal still und zog sich die Bettdecke
weit über die Ohren. Hans-Joachim Klein berichtete in
Köllerbach vom legendären Jäger.
 

Köllerbach (dg). Eine der bekanntesten Sagengestalten des Köllertales ist wohl der wilde Jäger Maltiz. Dabei gibt es die verschiedensten Schreibweisen (vom "Maltitz" bis zum "Maldix" ), wie jetzt Hans- Joachim Klein vom Heimatkundlichen Verein Köllertal anlässlich eines Vortrages - sinnigerweise in der Etzenhofer Gaststätte "Zum Maltiz" - zu berichten wusste. Es ist vor allem den Erzählungen von Lohmeyer, Ruppertsberg, aber auch dem Köllertaler Heimatforscher Pfarrer Karl Rug zu verdanken, dass uns die alten Sagen noch schriftlich vorliegen. Doch dabei gibt es mehrere Versionen zur Geschichte des wilden Jägers. Einmal soll er ein Jägermeister des Saarbrücker Grafen gewesen sein, der die Köllertaler Bauern drangsalierte, sie dazu zwang, sonntags als Treiber bei seinen Jagdvergnügen zur Verfügung zu stehen und sie so vom Besuch des Gottesdienstes abhielt.

Zur Strafe - so diese Maltiz-Sage - habe ihn im Wald ein großes Wildschwein vom Pferd geworfen, wobei er auf dem Rücken des wilden Tieres zu landen kam und auf Nimmerwiedersehen verschwand. Die Sage erzählt, dass sein ruhe- und würdeloser Geist seither durch die Wälder des Köllertales zieht. Vor allem in stürmischen Nächten sei er zu hören gewesen. Und so manches ungezogene Kind in jener Zeit, zog des Nachts die Bettdecke über den Kopf, weil die Mutter beim Schlafengehen gedroht hatte: "Pass nuure uff, dass de Maltiz dich nitt hollt!" Eine ältere, ähnliche Sage berichte, dass der Maltiz als Graf vom Litermont am Karfreitag des Jahres 1429 seine Junker zur wilden Jagd befahl. Als er voller Lust einem kapitalen Hirsch nachjagte, stürzte er mit seinem Ross von einem steilen Felsen und war auf der Stelle tot. Im Angesicht des toten Sohnes brach auch seiner Mutter das Herz, und sie wurde gemeinsam mit ihm beerdigt. Seit seinem jähen Ende geistere dieser Maltiz ebenfalls in den Nächten mit tosendem Halali über die Höhenzüge der Region, insbesondere am Litermont. Gesehen worden sei der Maltiz im Köllertal öfters. So 1840 bei Rittenhofen und Engelfangen. Mal war er Graf und mal Oberförster. Mal flog er in einer Kutsche ohne Pferde durch die Lüfte und mal ward er im wallenden Gewand mit dem Kopf unter dem Arm gesehen. 1866 soll er vom Püttlinger Schloss bis nach Philippsborn (Schloss Neuhaus) hin erschienen sein. Dann wieder im Heusweiler Ortsteil Rittershof und in Schwarzenholz. Letztmals erschien er 1870, wobei die Sage behauptet, sein Erscheinen habe immer wieder Not und Krieg nach sich gezogen.

Hans-Joachim Klein legte die Vermutung nahe, dass ein realer Zusammenhang mit einer einstmals lebenden Person bestanden habe könnte. Gab es bei den Grafen von Nassau-Saarbrücken doch mehrere Bedienstete mit solchem Namen. Wie den Hofmeister Johann Friedrich von Maltiz, dessen Nachfahre Georg Wilhelm von Maltiz, der von 1746 bis 1760 als Forstmeister, Oberforstmeister und schließlich Oberjäger-Meister im Dienste des Grafen stand, und Georg Wilhelms ältesten Sohn Karl Friedrich Franziskus von Maltiz, der von 1746 bis 1794 Oberförster und Hofmarschall am Saarbrücker Grafenhaus war. Am wahrscheinlichsten - so Klein - beziehe sich die Sage vom wilden Jäger auf Georg Wilhelm von Maltiz. Nicht nur, weil er der einzige echte Jäger derer von Maltiz gewesen sei, sondern auch noch wegen einer besonderen Merkwürdigkeit, die Klein in Erfahrung gebracht hatte: Georg Wilhelm von Maltiz - so wird berichtet - sei am 11. März 1760 nach Mitternacht beerdigt worden!

Datenbank SAARZ

Dokumentennummer: 0700010670