Dudweiler. Irrtum Nummer
eins: Im Wald ist nix los. Irrtum Nummer zwei: Im Wald gibt es keinen
Fernseher. Um solchen Gerüchten zu begegnen, sollte man mal drei Euro
investieren und mit dem Völklinger Verein "Maltiz - Naturerfahrung und
Waldpädagogik" den dunklen, geheimnisvollen Forst erkunden. Auf
Einladung der Volkshochschule (VHS) Dudweiler haben dies jüngst 21
Kinder und 18 Erwachsene getan. Sie begaben sich hinauf zum Bartenberg,
nur einen (wenn auch größeren) Steinwurf von Stuhlsatzenhaus entfernt.
Um es vorweg zu nehmen:
Arnulf Staap und seine
Frau Astrid, langjährige
geübte Waldpädagogen, machten die Exkursion zum wundervollen und sehr
lehrreichen Erlebnis. Und das ging so: Bewaffnet mit einem
Plüsch-Eichhörnchen,
einem Bollerwagen mit nützlichem Zubehör und einem als Jagdhorn
getarnten "Wald-Telefon" machten sich Arnulf und Astrid Staap sowie die
Jungen und Mädchen im Kindergarten- und Grundschulalter (mit Mama
und/oder Papa im Schlepptau) auf die spannende Reise ins Unterholz.
Lupen hatten sie dabei, wie einst Sherlock Holmes. Und das machte Sinn.
Denn schließlich warteten die Kinder laut VHS-Ankündigung darauf, zum
waschechten "Wald-Detektiv" ausgebildet zu werden. Um diesen Titel und
den dazugehörigen leuchtend roten Ausweis zu erlangen, muss man allerdings was tun.
Zum Beispiel Gegenstände sammeln, auf denen Tierspuren erkennbar sind.
Und etwas finden, das fliegt.
So also stürzten sich die Kleinen ins Dickicht und
fischten heraus, was ihnen als "Beutestück" achtbar und angemessen
erschien: Pusteblumen, die ja bekanntlich ganz viele fliegende
Fallschirmchen haben, Vogelfedern, von Raupen angeknabberte Blätter,
entleerte Buchecker vom letzten Herbst, Rinde mit Borkenkäfer-Löchern
drin, durch die man, so Arnulf Staap, den Himmel sieht, und ein Blatt,
auf dem offenbar ein Vogel was hinterlassen hat - all das schleppten die
Kinder herbei und lauschten den fesselnden Kommentaren ihres
"Reiseführers".
Ein Fernseher ganz ohne Strom
Der traf auch glatt den Ton der Kleinen, erheiterte
sie ein ums andere Mal und hatte somit von Anfang bis Schluss ein sehr
aufmerksames, ein sehr eifriges Publikum. Besonders dann, als er dem
Nachwuchs mitteilte, dass er einen Fernseher dabei hat. Die älteren
Kinder fragten sich da schon, wo der Mann mitten im Forst die Steckdose
und den Strom hernimmt. Wenige Minuten später waren sie schlauer. Der
Wald-Fernseher, das
war nichts weiter als eine große blaue Plastikplane, in deren Mitte
Waldpädagoge Staap ein etwa 100 mal 60 Zentimeter großes Rechteck
geschnitten hatte.
Die Kinder legten sich auf die Plane und starrten auf
einer Lichtung hinein in das Loch. Sie nahmen den Waldboden sehr
gründlich unter die Lupe und gingen so auf große TV-Expedition. Kaum
vorstellbar, was es da an "Schauspielern" zu beobachten und zu entdecken
gibt. Empfehlenswert ist diese Übung auch für uns Erwachsene, die sich
leider all zu weit von der Natur entfernt haben und im wahrsten Sinne
des Wortes vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen.
Wald-Detektive in geheimer Mission
Unter Geäst und Laub ist mächtig was los. Die
Wald-Detektive fanden Spring-Käfer, Larven, Ameisen, eine
Skorpion-Spinne und anderes Getier, das Arnulf Staap mit Hilfe eines
Insekten-Saugers
"dingfest" machte. Ein Insekten-Sauger ist ein Film-Döschen plus einem
kurzen und einem längeren Aquarien-Schlauch. Als Filter - damit man die
vom Boden angesaugten Insekten nicht verschluckt - dient ein Stückchen
Feinstrumpfhose. Die Insekten landen durchs Ansaugen in dem Döschen und
werden anschließend in eine Becher-Lupe verfrachtet. Hier kann man sie
in aller Seelenruhe betrachten. Den Waldbewohnern wurde bei dieser
Prozedur offenbar kein Härchen gekrümmt. Oder, wie es die achtjährige
Helena später ihrer Oma schilderte: "Die haben sich nicht an den Beinen
und auch nicht an den Armen verletzt. Nicht mal einen Schock haben die
erlitten."
Am Ende der Expedition dann das Überreichen des
Ausweises, der jedes Kind, und zwar mit Namen, als sach- und
fachkundigen Wald-Detektiv ausweist.
Mehr Infos zur Arbeit des Vereins "Maltiz -
Naturerfahrung und Waldpädagogik", 66333 Völklingen, Schulstraße 10,
(06898) 439565, oder im Internet unter
www.maltiz-waldpaedagogik.de.
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