Spektakel voller Glut und Rauch
Im Rahmen der Siersburger Köhlertage wurde am Donnerstag der Kohlemeiler
entkleidet - Samstag Holzkohle-Verkauf
- Von NINA SCHOBER -
Rehlingen-Siersburg. Den zahlreichen Zuschauern war es anzumerken: Der
spannendste Moment der ersten Siersburger Köhlertage stand unmittelbar bevor.
Nach neun Tagen wurde am Donnerstag im Siersburger Kohlwald der Kohle-Meiler
entkleidet, der am Tag der deutschen Einheit dort aufgebaut war. Anlässlich der
ersten Siersburger Köhlertage, die von der Gemeinde Rehlingen-Siersburg und dem
Verein "Maltiz" - Naturerfahrung und Waldpädagogik veranstaltet wurden, hatten
die Maltiz-Köhler, die seit Tagen im Wald campierten, diesen Kohlemeiler
errichtet und rund um die Uhr bewacht. Nun galt es, die Holzkohle endlich
freizusetzen.
Zahlreiche Schaulustige, Erwachsene und Kinder, versammelten sich gegen 18 Uhr
um den Meiler herum und warteten gespannt auf seine Entkleidung. "Wir müssen uns
leider noch gedulden bis es etwas dunkler wird, damit das ganze Spektakel besser
zum Ausdruck kommt", verkündete Martin Silvanus, Bürgermeister von
Rehlingen-Siersburg, der Menge. Die Wartezeit bis zum Einbruch der Dämmerung zu
überbrücken, dabei half vielen ein Teller mit Köhlersuppe und ein Glas Glühwein.
Die hatte der Verein den Besuchern zum Verkauf bereitgestellt. Obwohl der Meiler
noch nicht angestochen war, qualmte es überall aus Baumstämmen heraus, aus so
genannten Schwedenöfen, die extra zu diesem Zweck errichtet wurden.
Nach einer Stunde war es dann soweit, der Köhler Arnulf Staap blies zum Start
auf seinem Horn und zur allgemeinen Erheiterung jaulte dazu der Hund der
Köhlermannschaft mit. Bürgermeister Silvanus begrüßte die Besucher und erklärte,
dass die Leute an diesem Samstag die dann abgekühlte Original Siersburger
Holzkohle kaufen könnten. Köhler Arnulf Staap stellte den Besuchern zuerst seine
Köhlermannschaft vor. Danach erklärte er ihnen die Entstehung der Holzkohle.
"Wenn das ganze Wasser aus dem Holz herausgezogen ist, der Meiler dadurch immer
kleiner wird und die Rauchschwaden immer schwächer werden, ist es an der Zeit
den Meiler abzutragen und die fertige Holzkohle herauszuholen", erläuterte der
Köhler. Und schmunzelnd fuhr Staap fort: "Wenn der Meiler dann schließlich
entkleidet ist, muss nach der Tradition nur noch eine Jungfrau über den Meiler
springen."
Doch es fand sich an diesem Abend keine junge Dame bereit, dies zu tun. Martin
Silvanus schlug schließlich als Erster mit seiner Hacke ein Loch in den Meiler,
aus dem sofort dicker Qualm trat. Die Köhler halfen ihm, mit Schaufeln den
Meiler abzutragen und die glühend heiße Holzkohle mit Hilfe von Rechen aus dem
Sand herauszuholen. Wegen des dichten Qualms, der aus dem Meiler herauszog,
hatten die Schaulustigen dabei doch einige Schwierigkeiten, die Holzkohle
überhaupt zu sehen. Nur die heiße Glut des Naturproduktes war in der Dunkelheit
der Nacht gut zu erkennen.
Plötzlich hielt der Köhler Arnulf Staap ein riesengroßes Stück Holzkohle in die
Menge, worauf ein erstaunter Zuschauer dies als Prachtexemplar bezeichnete. Die
Kinder, die am Anfang noch mit großen Augen um den Meiler herumstanden,
interessierten sich etwas später eher für die Jongleure aus dem Verein "Heck
Meck", die parallel zu dem Spektakel den Zuschauern ihre Kunststücke vorführten.
Sie jonglierten mit Leuchtbällen und Feuerstäben und boten dem Publikum eine
feurige Show. Nach einer halben Stunde war der Meiler dann zur Hälfte
abgetragen, und die Holzkohle lag frei zum Abkühlen auf dem Boden. Überall
glühte und dampfte es, und die Leute mussten aufpassen, wohin sie traten. Im
Inneren des Meilers bot sich den Zuschauern ein imposantes Feuerspektakel. "Guck
mal, wie das jetzt glüht", meinte ein Vater zu seinem Sohn, der erstaunt in die
Glut blickte. Viele von den Besuchern wollten sich die Holzkohle auch für den
Sommer zum Grillen holen, da sie einfach länger brennen werde, wie Köhler Arnulf
Staap später erklärte. Die Köhlermannschaft hatte derweil gut zu tun, sie suchte
noch bis spät in die Nacht die entstandene Holzkohle aus dem Sand heraus.
Der Verkauf der Siersburger Holzkohle läuft an diesem Samstag, 12. Oktober, ab
15.30 Uhr im Kohlwald. Saarbrücker Zeitung vom 12. 10 2002 |