Gucken und Glühwein,
Bummeln und Plaudern
Gang über den Völklinger Weihnachtsmarkt:
Ein gemütlicher Treffpunkt für die Bürger
- Von DORIS DÖPKE -
Völklingen. Kalt pfeift der Winterwind aus der Bismarckstraße herüber. Aber
vom langen Tisch am Rand des Pfarrgartens geht es heiß her, Dampf und Rauch
steigen auf. 17 Frauen, einige unter ihnen mit auffälligen Haarfarben, und
ein Mann mit nicht minder auffällig gestyltem Bart haben alle klammen Hände
voll zu tun, um das Zimtgebäck, das in einem halben Dutzend Waffeleisen vor
sich hin gart, nicht anbrennen zu lassen - aber sie schaffen es lachend und
ohne Mühe. Kein Wunder. Denn alle 18 sind geschickte Leute, schon von Berufs
wegen: Völklinger Friseure backen für die "SZ"-Hochwasserhilfe, lautete das
wohltätige Motto der fröhlichen Sonntags-Aktion auf dem Völklinger
Weihnachtsmarkt.
Am Vortag gehörte der lange Tisch einer ähnlich großen Gruppe von
Stadtverordneten - sie verkauften Stollen, von Völklinger Bäckern spendiert,
für den gleichen guten Zweck. In parteiübergreifender Einigkeit. Hatte es
mit der donnerstäglichen Bürgermeisterwahl zu tun, dass die CDU hier die
Mehrheit besaß? Nichts da, berichtigt SPD-Mann Norbert Degen, das sei
schlicht Zufall...
Gewiss, es gibt dieses Mal ungewohnt viele politische Gespräche am Rande des
Völklinger Weihnachtsmarkts, der unerwartete Ausgang der Bürgermeisterwahl
fordert seinen Tribut. Ansonsten aber sind alle, auch die Politiker, in
höchst unpolitischer Mission unterwegs. Zu Gunsten der "SZ"-Aktion verkaufen
SPD und CDU selbst gemachtes Gebäck und mehr, auch Oberbürgermeister Hans
Netzer stellt sich als Verkäufer in den Dienst der guten Sache. Bei der CDU
schiebt unter anderem Stadtverordneter Karsten Vitz Plätzchen und - von
Forbacher Damen gefertigte - Häkel-Arbeiten über die Theke. Und
SPD-Fraktionschef Rolf Deubel kommt auf einen Glühwein vorbei.
Gemütlich geht es zu. Das hektischste Geräusch ist das gemächliche
Klackediklack, das die Hufeisen der Kutschenpferde auf dem Asphalt erklingen
lassen - die Kutschenfahrten sind begehrt, das Schimmel-Gespann darf stets
nur kurz pausieren. Noch etwas gemächlicher geht es bei den Ponies voran,
die so manches Kind auf dem Rücken schaukeln. Überhaupt gibt es
vieles, was den Kindern rote Backen Augen beschert: Für die Kleinen ist das
Naturerlebniszelt des Vereins Maltiz, wo Tiere gestreichelt und gestriegelt
werden können, wo obendrein im Natur-Ofen Plätzchen brutzeln und auf der
Glut in einem ausgehöhlten Baumstamm Suppe kocht, das aufregende Ereignis
des Marktes. Für die Großen gibt's bei Maltiz Backwerk zu kosten,
ofenfrisch. "Vorsicht, heiß!", warnt Chef-Bäcker Arnulf Staap und dreht den
neugierigen Kopf des leckerschmeckerischen Pony-Hengstes beiseite.
Bummeln und Gucken, Glühwein und Gespräch. Die Völklinger auf den Beinen,
die Völklinger gemütlich unter sich - schade, dass der Markt schon vorbei
ist.
Saarbrücker Zeitung vom
9.12.2002 |